48 Stunden in Dresden
Locker 30 Mal habe ich bereits ein Angebot für Dresden für unseren Top 20 Newsletter recherchiert. Und jedes Mal dachte ich mir: Das muss wirklich eine tolle Stadt sein. Ich will da mal hin! Nun war es dann so weit. Ich hatte ein langes Wochenende Zeit und jede Menge Pläne. Ich wollte mich aber nicht nur auf meine Recherchen verlassen. Also bin ich zu meiner Nachbarin Wicky Morgenstern (nein, das ist kein Pseudonym, das ist ihr richtiger Name) und habe sie interviewt. Sie kommt nämlich aus Dresden und hat jahrelang dort gewohnt.
Was ich noch nicht über Dresden wusste
Jeder spricht von Kunst und Kultur. Aber was mich überrascht hat war, dass Dresden schon immer sehr viel Geld in Universitäten und Forschung gesteckt hat. Das spiegelt sich auch wieder in einer stolzen Bilanz an Erfindungen wieder. Nur mal ein paar Beispiele, die mich wirklich beeindruckt haben:
1708 - Europas erstes Porzellan
1838 - Erste deutsche Lokomotive
1892 - Odol-Mundwasser; Bierdeckel
1899 - BH
1907 - Zahncreme in der Tube
1910 - Reiseschreibmaschine Erika Nr 1
1929 - Teebeutel
1934 - Die Filterzigarette – eine weltweite Sensation
1936 - Kleinbild-Spiegelreflex; Dominosteine (Süßigkeit)
Übrigens: zu den bekannten Personen der Stadt zählen etwa Erich Kästner, August I. der Starke, Jan Josef Liefers und Helmut Schön.
Was muss ich sehen?
Kennen Sie die Loschwitzer Brücke? Sie ist eine Hängebrücke, die die Stadtteile Loschwitz und Blasewitz verbindet. Die blaue Eisenbrücke ist damals ein technisches Wunder (Baubeginn 1891). Sie kommt auf einer Spannweite von über 100 Metern ohne Brückenpfeiler aus. Sie wurde beinahe von der SS im 2. Weltkrieg gesprengt, aber die Dresdner haben ein Zündkabel gerade noch rechtzeitig durchgeschnitten. Gleich ums Eck ist die Schwebebahn Dresden. Sie fahren führerlos 84 Höhenmeter hinauf zur Bergstation. Links und rechts in den Weinbergen sehen Sie kleine Villen, teilweise auch mit Pool. Hier haben Sie die Schönen und Reichen niedergelassen. Oben angekommen haben Sie einen einmaligen Blick über die gesamte Stadt bis zur Frauenkirche. Natürlich nur bei gutem Wetter.
Über die Hängebrücke spazieren Sie zur Anlegestation am Schillergarten. Hier gibt es im Biergarten leckere Bratwürste vom Grill oder eine Süßigkeit aus der eigenen Patisserie. Friedrich Schiller hat hier angeblich auch schon mehrfach gespeist. Nach einer Stärkung gehen Sie an Bord eines uralten Seitendampfers. Sie sehen hier die Dampferräder im Schiffsinnern und die auf Hochglanz polierten kreisenden Motoren in der Mitte. Ein absolutes Highlight vor allem auch für kleine Gäste. Die Dampfer fahren Sie vorbei an den schönen Schlössern direkt in die Altstadt.
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Und was soll ich Ihnen da noch erzählen? Die Frauenkirche, die Hofkirche, der Zwinger, die Semperoper, die Zitronenpresse – die Hochschule für Bildende Künste Dresden, die Brühlsche Terrasse – der Balkon Europas... Die Liste der alten berühmten Bauwerke ist einfach zu lang. Es liegt in Ihrer Hand, welche Sie gerne besichtigen möchten. Vielleicht noch eine spezielle Empfehlung: Unter der Brühlschen Terrasse befinden sich die Dresdner Kasematten. Sie stehen quasi auf einem Festungswall – dem wohl ältesten Gewölbe der Stadt – und blicken über die Elbe.
Ein Besuch der Festung kostet 5 €. Übrigens: Ein Besuch im Turm der Frauenkirche kostet 8 €. Ums Eck ist der Turm des Rathauses, dessen Aussichtsplattform Sie für nur 3 € besuchen können. Von hier schauen Sie bei gutem Wetter sogar bis zum Elbsandsteingebirge. Aktuell wird er gerade renoviert, das sollte aber bald ein Ende haben.
Was esse ich?
Die beste Dresdner Eierschecke gibt’s in der Bäckerei Wippler am Körnerplatz. Sie kennen das nicht? Ich kannte es auch nicht. Es ist ein Blechkuchen aus Hefeteig mit einem Belag aus Eigelb, Zucker, Pudding und geschlagenes Eiweiß. Je höher die „Schecke“ (das Gelbe) oben drauf ist, desto frischer ist der Kuchen.
Was mache ich abends?
Raus aus der Altstadt und rein in die Neustadt! Über die Augustusbrücke laufen Sie vorbei am goldenen Reiter über die Hauptstraße und den Albertplatz bis in die Neustadt. Es gibt hier zahlreiche Galerien und Theater und die das Viertel ist als Szene- und Ausgangsviertel bekannt. Zum Abendessen in der Neustadt empfehlen wir Ihnen das Tapas Tapas in der Königstraße. Ein kleiner Tapas-Laden versteckt in einem Innenhof mit einer sehr freundlichen Besitzerin, die sich größtenteils sogar selbst um Ihre Gäste kümmert. Dunkle Wände und rote Kerzen auf den Tischen verleihen dem Laden sein spanisches Ambiente.
Falls Sie abends doch nochmal in die Altstadt möchten, empfehlen wir Ihnen den Pulverturm. Das ist einen historischen Gewölbekeller mit Gaukler, Mägden und Musikanten.
Alternativ gefällt uns auch das Restaurant 1900, eine Nachbildung des Postplatzes mit Straßenbahn Helene. Bei beiden Läden sollten Sie vorab einen Tisch reservieren.
Was muss ich sonst noch wissen? Ein kleiner Sprachkurs: Sächsisch für Anfänger
Knast = Hunger Bemme = belegtes Brot/Brötchen boofen = pennen, umgangssprachlich für schlafen diddschn = sächsisches Verb für eintunken, z.B. in den Kaffee ein Keks eintunken ferdsch = fertig nu = ja ne = nicht Nischel, Däähds, Gobb = Kopf gnaggsch = knackig Schnubbn = Schnupfen Glidscher = Reibekuchen wesschni = weiß ich nicht Dorheeme = zu Hause Muggefugg = Malzkaffee bomforzionös = großartig ä Dässl Heeßn = eine Tasse Kaffee Renfdl = Randstück vom Brot Gusche = Mund forblämborn = verschwenden Hidsche = ein kleiner Schemel oder Hocker Ranziehgugger = Fernglas friehmln = tüfteln Modschegiebschn = Marienkäfer schwäbborn = etwas verschütten diggschn = eingeschnappt/beleidigt sein
Mir ist es schwer gefallen, die Dresdner immer zu verstehen. Aber sie waren sehr geduldig und freundlich zu mir. Also: Auf nach Dresden! Der Besuch lohnt sich.