48 Stunden in Florenz
Kennen Sie das Stendhal-Syndrom? Wenn etwas so schön ist, dass man es kaum aushält? Wenn einem der Atem wegbleibt, man aus dem Staunen gar nicht mehr herauskommt und einfach nicht fassen kann, wie schön etwas ist…
Kein Wunder, dass die Stendhal-Studie genau diese Symptome bei Touristen in Florenz beschreibt. Und dabei handelt es sich nicht um einen Scherz, sondern eine von der Medizin anerkannte Untersuchung der italienischen Psychologin Graziella Magherini.
Seit ich zwei Semester in Florenz studieren durfte, bin auch ich infiziert. In der Toskana-Hauptstadt ist einfach alles schön, sogar das Essen. Denn wenn es dem Italiener so richtig gut schmeckt, dann rutscht ihm schon einmal ein „Che bella!“ raus (und nicht „Che buona!“ wie es korrekt wäre), so als würde er nicht von Pasta, sondern von einer schönen Frau reden.
Aber zurück zu Florenz: Ich liebe die kleinen verträumten Gässchen, hinter denen sich auf einmal architektonische Meisterwerke hervortun, toskanische Eintöpfe, den charmanten Akzent der Florentiner, das Kunsthandwerk, die Ledermärkte, die Mode – Florenz ist einfach „Meravigliosa!“ „Manifica!“ – einfach wunderschön.
5 Dinge, die ich nicht über Florenz wusste
- Florenz war Im Jahre 1339 die erste Stadt in ganz Europa mit gepflasterten Straßen und ab 1865 war sie sogar sechs Jahre lang Hauptstadt des Königreichs Italiens
- Die Florentiner Lilie ist seit dem Mittelalter Wappenzeichen von Florenz
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- Heinrich Heine schrieb über Florenz: „Wenn Italien mit einer schönen Frau vergleichbar ist, so ist Florenz der Blumenstrauß an ihrem Herzen.“
- Florenz gilt als Wiege der italienischen Sprache, dabei hat das Florentinische unverkennbare Eigenarten, die mit einem Hochitalienisch mal gar nichts zu tun haben
- Mode-Stadt: Aus Florenz stammt nicht nur die bekannte Designer-Marke Gucci, sondern auch die wichtigste Männermode-Messe „Uomo Pitti“ wird hier abgehalten.
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Wo schlafe ich?
*** Hotel La Fortezza €
Die originale Holzdecke aus dem 19. Jahrhundert mit Schnitzereien ist besonders hübsch, das Frühstück reichhaltig. Fragen Sie nach einem kürzlich renovierten Zimmer, sie sind modern eingerichtet und verfügen teilweise über eine kleine Terrasse zum Innenhof. Das Hotel befindet sich nur 10 Gehminuten vom Bahnhof und zur Innenstadt. Ein Doppelzimmer gibt es bereits ab 59 € und ein Einzelzimmer ab 49 € pro Nacht.
**** Hotel Rivoli €€
In einem ehemaligen Kloster in der Altstadt befindet sich dieses hübsches Boutique-Hotel Rivoli mit Pool und ist eine kleine Ruheoase mit begrünten Innenhöfen und schallisolierten Zimmern.
**** Grand Hotel Baglioni €€€
Das Grand Hotel liegt direkt am Hauptbahnhof Santa Maria Novella. Von der Dachterrasse haben Sie einen spektakulären Blick auf die Domkuppel und bis zum hübschen Villen-Vorort Fiesole (siehe letzter Punkt).
***** Golden Tower Hotel & Spa €€€
Für Wellness-Fans: Im luxuriösen Golden Tower Hotel verfügen einige Zimmer über Privat-Whirlpools.
Was muss ich sehen?
Märkte
Hier kommen Sie in Kontakt mit Einheimischen und können Urlaubssouvenirs erwerben: Egal ob auf dem Mercato Lorenzo und Mercato del Porcellino (beide outdoor, für Bekleidung, Lederwaren, Souvenirs), dem Mercato Centrale (indoor mit Restaurants für Lebensmittel & Street Food) oder dem Mercato Sant’Ambrogio (outdoor und indoor mit Restaurants, hier finden Sie alles von Lebensmitteln über Bekleidung, Schuhen bis zu Blumen und Haushaltswaren).
Mein Tipp: Oft ist der Preis verhandelbar und „handmade in Italy“ bedeutet manchmal auch nur, dass die Ware abschließend in Italien mit der Florentiner Lilie geprägt wurde.
Plätze & Sehenswürdigkeiten
Duomo / Cattedrale di Santa Maria di Fiore: Am Dom führt kein Weg vorbei. Die Kathedrale Santa Maria del Fiore ist die größte Kirche in Florenz und drittgrößte Kirche der Welt. Größer sind nur der Petersdom in Rom und die St Paul’s Cathedral in London. Der Aufstieg zur Kuppel lohnt sich, von hier haben Sie einen Panorama-Rundumblick über die Stadt.
Ponte Vecchio: Wahrzeichen der Stadt und einst wichtig für den Handel: Genießen Sie die Atmosphäre am Abend, wenn die Straßenmusiker spielen und Sie den Sonnuntergang über den Arno beobachten können.
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Piazza della Signoria: Namensgeber war die republikanische Regierung von Florenz, die Signoria. Sie erkennen den größten Platz der Stadt sofort an den Statuen, der Kopie von Michelangelos David und der Marmorstatue Herkules tötet Cacus von Baccio Bandinelli. Hier befinden sich auch der Palazzo Vecchio, das Tribunale Mercanzia und die Loggia di Lanzi. Letztere diente übrigens als Vorbild für die Münchner Feldherrnhalle.
Piazza della Republica mit Rinascente Dachterrasse & Café La Terrazza: Hier kann man bei einem Cappuccino dem bunten Treiben Zuschauen. Das Karussell auf der Piazza sorgt für die Extra-Portion Nostalgie.
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Fontana del Porcellino: Auf dem Weg von der Ponte Vecchio zur Piazza della Repubblica kommen Sie an dem kleinen Brunnen mit der Wildschweinstatue, der Fontana del Porcellino vorbei. Vergessen Sie nicht, den Rüssel der Bronzestatue zu berühren, denn laut Volksmund bringt das nicht nur Glück, sondern ist auch ein Garant dafür, dass Sie früher oder später nach Florenz zurückkehren.
Gardino dei Boboli: Dem Trubel in der Innenstadt entkommen Sie ganz einfach bei einem Spaziergang durch die Boboli-Gärten hinter dem Palazzo Pitti. Der einstigen Residenz der florentinischen Großherzoge.
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Museen
Uffizien: Es ist einfach ein Erlebnis, die Originale von Botticelli, da Vinci, Michelangelo, Caravaggio & Co. mit eigenen Augen zu sehen. Bestellen Sie Tickets im Internet vor, um lange Wartezeiten zu vermeiden.
Galleria dell’Accademia: Hier können Sie die bekannteste Skulptur der Kunstgeschichte im Original bestaunen: Michelangelos David.
Was esse ich?
Zu Tisch
Ristorante “Pensavo Peggio”: Perfekt für die Mittagspause: Etwas abseits vom Touristentrubel essen Sie hier täglich wechselnde Mittagsgerichte zu angemessenen Preisen.
Bistecca alla Fiorentina: Wer gern Fleisch ist, wird das Steak vom Chianina-Rind lieben: Das bis zu sechs Zentimeter dicke Fliet-Stück wird auf dem heißen Stein mit Olivenöl und grobem Salz serviert. Ich empfehle Ihnen dafür die Trattoria del Carmine. Von toskanischen Antipasti über Pasta-Gerichte, bis zu Fisch- und Fleischspezialitäten ist für jeden etwas dabei. Dazu passt natürlich wunderbar ein Glas Chianti-Wein.
Mein Tipp: Hier, auf der südlichen Arno-Seite gehen vor allem die Einheimischen aus. Vor dem Essen sollten Sie einen Abstecher in die Kirche Santa Maria del Carmine gleich um die Ecke machen. Die illusionistischen Gewölbemalereien im Rokoko-Stil sind besonders hübsch.
Pizzeria La Spera: Die Pizzeria Spera hat für ihre neapolitanische Pizza mit dem herrlichen Teig 2002 den Titel „weltbeste Pizza“ gewonnen. Wenn Sie mich fragen: verdientermaßen. Ich esse hier am liebsten „La Barchetta“ (dt. das Schiffchen) mit Bauchspeck, gerösteten Artischocken, Porree und gehobeltem Parmesan.
Auf die Hand
Gelateria dei Medici: Für mich das beste Eis der Stadt, besonders schmeckt mir das Feigeneis. Die Eisdiele liegt etwas außerhalb des Zentrums, aber noch fußläufig erreichbar. Praktischerweise gehen Sie von der Pizzeria La Spera nur ein paar Minuten, also lassen Sie noch etwas Platz für einen Nachtisch.
All’Antico Vinaio: „Home of the world’s best sandwiches“ schreibt das Gourmet-Blatt Saveur aus den USA. Bei so viel Werbung muss man leider oft lange Schlangen in Kauf nehmen. Aber Touristen wie Einheimische sind sich einig: es lohnt sich.
Panini bei „I due fratellini“: Ich empfehle die Kombis Rohschinken und Büffelmozzarella oder Trüffel-Pecorino mit frischem Rucola.
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Was mache ich abends?
Aperitivo / Apericena: Ich bin ein riesen Aperitivo-Fan. Man muss nicht bis zum späten Abendessen warten und schont gleichzeitig noch den Geldbeutel. Im Kitsch in der Via San Gallo gibt es ab 18 Uhr ein Buffet mit Fingerfood, Antipasti und Nudelsalaten. Man kann sich so oft bedienen wie man möchte und zahlt ca. 13 € inklusive einem Glas Wein oder Cocktail. Hier ist dann schon von Apericena die Rede, einem Mix aus Aperitivo und Abendessen (it. „cena“).
Sonnuntergang am Piazzale Michelangelo: Auf der Piazza zu verweilen gehört einfach zum Italienurlaub dazu. Von hier haben Sie einen herrlichen Panorama-Blick über die Stadt. Immer wieder kann man Brautpaare beobachten, die sich vor dieser traumhaften Kulisse fotografieren lassen.
Mein Tipp: Packen Sie eine Flasche Chianti-Wein ein, kommen Sie zum Sonnenuntergang hierher und genießen Sie die einmalige Atmosphäre.
Was darf ich auf keinen Fall verpassen?
Calcio Storico Fiorentino / Historisches Fiorentinisches Fußballspiel: Sie sind vielleicht so etwas wie die Gladiatoren der Moderne: Die Spieler des Calcio Storico (dt. historischer Fußball) oder auch Calcio Fiorentino. Das Spiel erinnert an eine Mischung aus Fußball, Rugby und Kampfsport. Das Finale findet jedes Jahr am Johannistag (24. Juni) statt, da Johannes der Täufer Schutzpatron von Florenz ist.
Was muss ich sonst noch wissen?
Lohnenswert ist ein Ausflug nach Fiesole: etwa 9 km nordöstlich von Florenz liegt das kleine Städtchen mit hübschen Villen und einem wunderschönen Blick über Florenz. Sehenswürdigkeiten aus Zeiten der Etrusker und Römer machen es zu einem beliebten Ausflugsziel. In Florenz steigen Sie z.B. an der Piazza San Marco in den 7er Bus und fahren 20 Minuten den Hügel hoch.
Mein Tipp: Besuchen Sie eines der Sommer-Konzerte im römischen Freilufttheater.