Brandenburg – Im Land der magischen Wasserwelten

17.07.2023

Dreitausend Seen und 33.000 Flusskilometer: Brandenburg ist das Bundesland der magischen Wasserwelten. Rund um die Gewässer hat sich mit Spreewald, Schorfheide, Uckermark und vielem mehr eine einzigartige Natur entwickelt. Und wer hätte es bei der Nähe zu Berlin für möglich gehalten: Der Großteil der Landschaft ist ursprünglich und nahezu unberührt. Nur zwei Städte mit über 100.000 Einwohnern und die zweitgeringste Bevölkerungsdichte aller Bundesländer unterstreichen das. Was Brandenburg außer der Hauptstadt Potsdam zu bieten hat, erfahren Sie in diesem Blog.

Fließendes Labyrinth

Wer im Unesco-Biosphärenreservat Spreewald sein Kanu oder Kajak zu Wasser lässt, fühlt sich bisweilen wie in den Everglades oder auf dem Amazonas. Zumindest bis auf die Angst vor gefräßigen Alligatoren und Anakondas, die gibt es hier glücklicherweise nicht. 300 Kilometer Fließgewässer schlängeln sich wie ein Labyrinth durch die Landschaft. Zwischen den lichten, teils mangrovenartigen Wäldern am Ufer verstecken sich idyllische Dörfer. In einigen davon pflegen die sorbischen Bewohner seit Jahrhunderten ihre Traditionen mit bunten Trachten und Tänzen.

Einige Häuser sind auch heute nur auf dem Wasserweg erreichbar, weswegen in Lübbenau-Lehde die Post bereits seit mehr als 120 Jahren mit dem Spreewaldkahn gebracht wird. Stundenlang einfach paddeln, keiner Menschenseele begegnen und den Gesang von Rotkehlchen genießen, all das ist auf den Kanälen möglich. Schon 1991 hat die Unesco den Wert der Region erkannt und den Spreewald als Biosphärenreservat unter besonderen Schutz gestellt. 

Wer gar nicht mehr vom Wasser loskommt, kann auf einem Hausboot übernachten. Auch dafür ist Brandenburg bekannt. Etliche Anbieter gibt es mittlerweile, um sich ein schwimmendes Heim zu mieten, auf Seen genauso wie auf dem Fluss. Die gute Nachricht: Einen Boots-Führerschein benötigt man dafür nicht, wenn es weniger als 15 PS Motorleistung hat. Und wozu sollte man auch mehr brauchen, ist es doch viel schöner, die idyllischen Wasserwege ganz gemächlich entlangzugleiten.

Wer bis hierher gelesen hat, dem dürfte es schon klar sein: In Brandenburg dreht sich vieles ums Wasser. Schließlich liegen die schönsten Ecken des Bundeslandes entweder am Fluss oder an einem der rund 3000 Seen.

Tropische Welten

Schildkröten, Drachenfische und Flamingos fühlen sich im brandenburgischen Krausnick pudelwohl – kein Witz! Hier gibt es tropischen Regenwald, Mangrovensumpf, Palmen und Sand, ohne dafür einen Langstreckenflug antreten zu müssen. Der Freizeitpark „Tropical Islands“ hat den größten Indoor-Regenwald der Welt mit 600 Pflanzenarten, ein Tropendorf, einen Spa-Bereich mit 10.000 Quadratmetern und die höchste sowie längste Doppel-Rutsche Europas. Rund um die riesige Glaskuppel ist ein richtiges Feriendorf entstanden: mit Campingplatz und Ferienhäusern. Ursprünglich als Luftschiffwerft errichtet, sind die Tropical Islands heute Europas größte tropische Urlaubswelt.

Weltnaturerbe im Wald

Ruhe und Erholung findet man in Brandenburg nicht nur auf dem Wasser: Auch für seine Wälder ist das fünftgrößte deutsche Bundesland bekannt. Mit 35 Prozent Waldflächenanteil liegt Brandenburg deutschlandweit ebenfalls auf Rang fünf. Heraus sticht hier vor allem ein Gehölz im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin: Der Buchenwald Grumsin ist Unesco-Weltnaturerbe und reiht sich damit neben Serengeti und Grand Canyon ein – trotz seiner überschaubaren Größe von nur 670 Hektar.

In dem geschützten Wald sind seltene Arten wie Kranich, Seeadler und Schwarzstorch heimisch. Besonders sehenswert: Die fünf Seen im Buchenwald Grumsin. Rund um den Moossee wächst mit dem Sonnentau gar eine fleischfressende Pflanze, die in der nährstoffarmen Umgebung durch Verspeisen von Insekten überlebt.

Historische Bauten

Das Schloss Sanssouci in Potsdam kennt wohl fast jeder. Aber mein Versuch, ein weiteres Schloss in Brandenburg aufzuzählen, ist recht schnell gescheitert. Dabei gibt es mehr als 500 Schlösser und Herrenhäuser mit prächtigen Parkanlagen im historischen Brandenburg. Dazu noch etliche Burgen, Ruinen und bekannte „Lost Places“.

Die meisten Jahre auf dem steinernen Buckel hat das Barock-Schloss Oranienburg, errichtet in den 1650er-Jahren. Der angrenzende Park ist nach dem Motto „Traumlandschaften einer Kurfürstin“ gestaltet. Zu den Highlights im Schloss zählen das gut erhaltene Porzellankabinett und das königliche Prunksilber im Silbergewölbe.

Schloss Cecilienhof ist mehr durch seine geschichtliche Bedeutung bekannt als durch sein Alter: In dem Anwesen im englischen Landhausstil fand im Sommer 1945 die Potsdamer Konferenz statt. Hier schlossen die USA, Großbritannien und die Sowjetunion das Potsdamer Abkommen zur Neuordnung Europas und vor allem Deutschlands – und legten damit den Grundstein für das Ende des 2. Weltkriegs. Das Gebäude gilt als letzter Schlossbau der Hohenzollern und fügt sich mit 176 Zimmern perfekt in den umliegenden englischen Landschaftsgarten ein.

Alte Fotos liegen auf dem Boden, eine dicke Staubschicht hat sich auf den Möbeln gebildet, Spinnennetze durchziehen die Räume – doch immer noch ist zu erkennen, was hier einst war: „Lost Places“ haben eine magisch-schaurige Faszination. Besonders viele davon gibt es in Brandenburg, einige davon Relikte des 2. Weltkriegs und des Kalten Kriegs. Klein Moskau, die Beelitz Heilstätten, das Olympische Dorf von 1936, das Chemiewerk Rüdersdorf oder die Landesirrenanstalt Teupitz mit besonders schauriger Historie: Die Bandbreite der „Lost Places“ in Brandenburg ist riesig.

Alle von ihnen haben eine spannende Geschichte vorzuweisen und könnten leicht als Drehorte für Endzeitfilme dienen. Denn hier scheint die Zeit stillzustehen und die Zivilisation „Hausverbot“ zu haben. Auf einer Tour durch die verlassenen Orte in Brandenburg finden sich verwaiste Sportgeräte, alte Patientenliegen, leere Schwimmbecken und zerfranste Sessel. Aber Vorsicht: Manche Orte sind so vom Zahn der Zeit geschädigt, dass ein Betreten wegen der Einsturzgefahr nicht zu empfehlen ist. Einige Anbieter veranstalten geführte Foto-Touren an bestimmten „Lost Places“ wie der verbotenen Stadt Wünsdorf.

Klein, aber fein

Mit Cottbus und Potsdam hat Brandenburg laut Definition nur zwei Großstädte mit über 100.000 Einwohnern. Das bedeutet im Umkehrschluss: In dem Bundesland gibt es fast nur Kleinstädte. Wer einen mittelalterlichen Film drehen will, könnte direkt die kreisfreie Stadt Brandenburg an der Havel als Kulisse nutzen. Die 72.000-Einwohner-Kommune liegt westlich von Potsdam, ist von malerischen Seen wie dem Möserschen See umgeben und besitzt einen eigenen Museumshafen.

Die mittelalterliche Altstadt ist zudem gut erhalten: mit dem backsteinernen Rathaus aus dem 15. Jahrhundert im gotischen Stil oder dem Dom St. Peter und Paul, der sogar aus dem Jahr 1165 stammt.

Weitere sehenswerte Kleinstädte in Brandenburg sind Neuruppin mit seinem Tempelgarten, der Kurort Templin, das von Wäldern und einer Heidelandschaft umgebene Lychen im Naturpark Uckermärkische Seen und die „Waldstadt“ Eberswalde. 

 

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