Die Ostfriesischen Inseln: Sieben zum Verlieben

16.05.2018

Wie, keine Autos? Ihr holt euer Gepäck mit dem Handwagen vom Bahnhof ab? Was ist überhaupt ein Handwagen? Ach Quatsch, sogar der Polizist fährt Fahrrad (ja, zur Nebensaison im Winter haben wir nur einen Polizisten!)? Nur knapp 1000 Einwohner? Da kennt doch sicher jeder jeden! Und was macht ihr so im Winter? Wirklich, es gibt gar kein Krankenhaus? Und was macht ihr dann im Notfall? Ach, man kann auch fliegen? Wie viele Personen passen denn in so ein Flugzeug? Aber hauptsächlich nehmt ihr die Fähre, oder? Wie, die fährt nicht zu bestimmten Zeiten? Ihr seid tideäbhängig? Was ist das denn?

So oder so ähnlich läuft jedes Gespräch ab, wenn ich jemandem, der noch nie auf Wangerooge war, erzähle, woher ich komme. Und jedes Mal könnte ich stundenlang erzählen! Von der kleinen autofreien Insel, auf der jede Familie einen kleinen hölzernen „Transportwagen“ besitzt, den man ans Fahrrad hängen kann; von dem Polizisten, der meistens sogar nur zu Fuß durchs Dorf marschiert und mit jedem ein Pläuschchen hält; von den knapp 1000 Einwohnern, bei denen tatsächlich fast jeder jeden kennt; von den langen Spaziergängen im Winter am menschenleeren Strand; vom Rettungsboot und dem Hubschrauber, der einen im Notfall in Windeseile direkt ins Krankenhaus fliegt; von den kleinen Propellermaschinen, die bis zu zehn Passagiere in sagenhaften fünf Minuten und herrlichem Ausblick aufs Wattenmeer auf die Insel bringen; von der Fähre, die nur bei Flut und an jedem Tag anders fährt, der Tide angepasst also.

Schnell von A nach B gehts auf Wangerooge per Fahrrad.

Wenn ich hier nicht gewohnt hätte, wäre ich jedes Jahr zum Urlaub machen gekommen!

Und natürlich möchte ich euch für euren nächsten Nordsee-Urlaub ein paar Insider-Tipps nicht vorenthalten:

  • Den schönsten Sonnenuntergang genießt ihr von der Diggers Strandbar – mit einem leckeren Cocktail in der Hand.
  • Nachdem ihr die Zedeliusstraße mit ihren vielen kleinen Geschäften entlang geschlendert seid, dreht ihr eine Runde um den Pudding – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes, denn der Pudding ist ein kreisrundes Restaurant direkt an der Promenade.
  • Die Fahrt mit der Bimmelbahn vom Hafen zum Inseldorf ist schon ein Highlight an sich, der schönste Ausblick bietet sich allerdings vom allerletzen Waggon – freie Sicht auf die Salzwiesen.

Die Inselbahn ist das wichtigste Transportmittel auf der autofreien Insel.

  • Im Sommer erlebt ihr ein wahres Aloha-Feeling im Surfcafé – entweder in den gemütlichen Liegestühlen auf der Terrasse oder von drinnen mit Blick durch die bodentiefen Fenster.
  • Von der Aussichtsplattform des Alten Leuchtturms könnt ihr einmal über die ganze Insel blicken, im Erdgeschoss lernt ihr im Museum alles über die Geschichte.
  • Und natürlich darf auch die obligatorische Wattwanderung nicht fehlen – stampft barfuß durch den Schlick, buddelt Wattwürmer aus, lernt, was die kleinen Häufchen neben den Wattwürmern sind (ja, es ist das, was ihr vermutlich denkt) und lasst euch erklären, warum ihr bei Seenebel niemals allein ins Watt dürft (der Orientierungssinn setzt nämlich aus!).

Unbedingt empfehlenswert: bei einer Wattwanderung durch den Schlick waten.

Als echtes Inselkind habe ich es mir aber natürlich nicht entgehen lassen, die Nachbarinseln genauestens unter die Lupe zu nehmen. Hier ein paar meiner Highlights:

Spiekeroog

Meine Tagesfahrt von Wangerooge nach Spiekeroog führte vorbei an einer großen Seehundbank. Und selbst als waschechte Insulanerin ist mir doch tatsächlich ein „Och wie süüüß“ rausgerutscht. Am besten gefallen hat mir auf Spiekeroog das Inseldorf mit den niedlichen Friesenhäuschen und schmalen Gassen. Leider hat es den ganzen Tag geregnet, sodass es mich auch nicht weiter störte, dass sich Nicht-Einheimische kein Fahrrad ausleihen können – hier wird nämlich komplett zu Fuß gegangen, die Wege sind ja ohnehin nicht weit.

Langeoog

Cool auf Langeoog ist, dass man an einem Tatort-Drehort ist! Tatort Folge 887: Mord auf Langeoog. Wiedererkannt habe ich den Wasserturm und einige Ecken des Dorfes. Und ich habe mich gleich heimisch gefühlt, denn auch diese Insel hat eine schnuckelige Bimmelbahn.

Eingefleischten Tatort-Fans sollte der Wasserturm auf Langeoog bekannt vorkommen.

Baltrum

Man kann sich streiten, ob Wangerooge oder Baltrum die kleinste der sieben Inseln ist. Und doch habe ich es geschafft, mich auf einer Fläche von etwa 6 km² zu verlaufen. Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass die Häusernummerierung hier aber auch sehr wild ist: die Häuser werden nicht wie üblich der Reihe nach nummeriert, sondern jedes neue Haus bekommt einfach die nächste Nummer. Das führt natürlich dazu, dass zum Beispiel 6 neben 35 steht. Und richtige Straßennamen gibt es zu allem Überfluss auch nicht. Nachdem ich mich endlich orientiert hatte, habe ich einen sehr netten Abend in der Kneipe „Sturmeck“ verbracht.

Norderney

Mein Lieblingsladen auf Norderney ist definitiv die Konditorei im Stadtzentrum! Sie ist bekannt für den leckersten Kuchen der Welt: Schlickkuchen, das ist Vanillesandkuchen mit Kirschen.

Juist

Mein Tipp für alle Juist-Urlauber: ein Besuch im Käseladen „Kees un Botterfatt“. Meine Lieblinge: der milde, 4 Monate gereifte Käse aus Bio-Kuhrohmilch und Grützmachers Juister Sanddornbeerenkonfitüre.

Borkum

Auf Borkum gefällt mir die Promenade am besten. Hier reihen sich viele kleine Cafés und Restaurants aneinander, in denen man bei herrlichem Blick aufs Meer einen Kaffee schlürfen kann. Die am ganzen Strand verteilten kleinen „Milchbuden“ sind der perfekte Ort für einen kleinen Snack zwischendurch.

Die Promenade am Strand von Borkum.
Und zum Schluss noch der obligatorische Tipp, wie ihr die Reihenfolge der wie Perlen aneinander gereihten sieben Inseln nie wieder vergesst:

Welcher Seemann liegt bei Nelly im Bett

(Wangerooge – Spiekeroog – Langeoog – Baltrum – Norderney – Juist – Borkum) Übrigens: Der Merksatz bezieht sich auf die Reihenfolge der Inseln von Ost nach West.

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