Entschleunigt erleben – Slow Travel in Italien
Wussten Sie, dass der Reisetrend Slow Travel seinen Ursprung in der Toskana genommen hat? 2020 war dem entschleunigten Reisen gewidmet. Doch was macht diese Form des Urlaubs so besonders?
Bei Slow Travel stehen Naturerlebnisse, nachhaltiges Reisen abseits der Touristenpfade sowie Kontakte mit Einheimischen, deren Traditionen und das Erleben der authentischen Küche, im Mittelpunkt. Statt von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten zu hetzen, zählt das Hier und Jetzt, das Durchatmen und die achtsame Wahrnehmung der Umwelt und der eigenen Person.
Draußen Aufatmen
Italien bietet eine Vielzahl an Möglichkeiten, Zeit im Freien zu verbringen. Wussten Sie, dass es im ganzen Land rund 25 Naturparks und zahlreiche Meeresschutzgebiete gibt? Den größten Naturpark finden Sie in den Abruzzen: Auf 150.000 Hektar erstreckt sich der Parco Nazionale del Gran Sasso e Monti della Laga. Dieser hält eine besondere Überraschung bereit: den südlichst gelegenen Gletscher Europas, den Calderone.
Kultur und Natur entdeckt man auf zahlreichen Wanderrouten entlang kulturhistorischer Orte, wie dem Franziskusweg oder der Frankenstraße, auf denen jahrhundertelang bis nach Rom gepilgert wurde. Auf romantischen literarischen Wegen begeben Sie sich in die Toskana: Über alte Straßen und mittelalterliche Wege, zu Kirchen und Burgen führt der Cammino di Dante, der jene Orte verbindet, an denen der bekannte italienische Dichter einst lebte.
Ein Fest für Nostalgiker und Eisenbahnfreunde ist eine Fahrt mit einem historischen Zug: Zehn Bahnstrecken führen auf mehr als 600 Streckenkilometern durch das Land. Die Züge bestehen heute noch aus Waggons aus den 1920er- bis 1950er-Jahren. Auf einer Fahrt in einer alten Dampflok von Mailand nach Paratico am Südufer des Iseosees lassen sich entspannt die Bergwelten der Lombardei entdecken.
Die schönsten Dörfer Italiens
Wer in seinem Urlaub Begegnungen mit Einheimischen schätzt, sollte sein Quartier in einem der schönen Borghi aufschlagen: Borghi nennt man Dörfer, die im Mittelalter oder in der Renaissance rund um einen Adelssitz oder ein Schloss entstanden. Sie gelten als Symbole der italienischen Kultur mit künstlerischem und architektonischem Wert.
Heutzutage übernachtet man hier in ehemaligen Mühlen, Schlössern oder Klöstern. Rustikale Steinhäuser schmücken die Dörfer. Beim Schlendern durch kopfsteingepflasterte Gässchen wird klar, dass die Uhren in diesen Orten noch etwas langsamer ticken und Traditionen genauso gepflegt werden wie die authentische Küche mit lokalen Produkten. Zum Club der „Borghi più Belli d’Italia“, auf Deutsch „Schönste Dörfer Italiens“, gehören 260 Orte.
Essen in Italien: Ein Lebensgefühl
Zum entschleunigten Reisen gehört bewusstes Essen und Genießen dazu. Und wo ginge das besser als in Italien mit seiner exzellenten Küche, die so abwechslungsreich wie das Land selbst ist. Dabei hat jede Gemeinde, Provinz und Region eine unglaubliche Vielfalt unterschiedlicher Gerichte und Rezepte zu bieten.
Von Norden nach Süden ziehen zahlreiche Genussrouten und Weinstraßen durch das Land. Auf der Öl- und Weinstraße Strada del Vino e dell’Olio an der Costa degli Etruschi in der Toskana lohnt ein Rundweg durch die Kellereien, in denen der weithin bekannte Rotwein Sassicaia hergestellt wird. Auf der Proseccostraße geht es durch die Hügel Venetiens an Weinreben, Kellereien und Weinkellern entlang. Unser Tipp: Probieren Sie den Prosecco Superiore di Cartizze, der unter den Schaumweinsorten zu den hochwertigsten zählt.
Wer sich durch viele kleine Köstlichkeiten des Landes probieren möchte, dem sei auf der Reise ein Besuch eines Street-Food-Festivals ans Herz gelegt. Dabei dienen Food Trucks als kleine Wanderrestaurants mit großen kulinarischen Schätzen wie auf dem Castle-Street-Food-Festival in schöner Kulisse vor der Burg San Vitale in Fontanellato in der Region Parma.
Ausgezeichnete Weine, gutes Essen und eine große Portion Gastfreundschaft warten auf den zahlreichen Volksfesten, den sogenannten Sagre, auf Sie. In den kleinen Ortschaften zwischen den Alpen und Sizilien vermischt sich frische Landluft mit dem Duft von Speisen und süßem Gebäck. Im Frühjahr, pünktlich zur Mandelblüte, besuchen Sie das Mandorlo in Fiore auf Sizilien. Im Herbst empfiehlt sich eine Reise nach Umbrien oder in die Toskana zum Sagre des Trüffels, der Kastanien und der Steinpilze. Ein Höhepunkt für Feinschmecker ist das Fiera del Tartufo bianco d'Alba, womit die Saison der Trüffel der Langhe eingeläutet wird.
Made in Italy
Sie wollen für die Daheimgebliebenen ein kulinarisches Souvenir mitbringen, sind sich aber nicht sicher, ob es ein italienisches Original ist? Einige regionale Produkte tragen das Siegel „Denominazione d’Origine Protetta (DOP)“, was übersetzt „geschützte Ursprungsbezeichnung“ bedeutet. So werden Produkte gekennzeichnet, deren Herstellungsprozess auf eine bestimmte Region festgelegt ist. Zu den bekanntesten zählen wohl der Schinken aus Parma oder der Büffelmozarella aus Kampanien. Aber auch Weine erhalten das Siegel DOC.
12000 Jahre Geschichte
Kulinarischer Genuss und sanfte Entschleunigung machen Italien zum idealen Reiseziel für Leib und Seele. Doch auch den Geist regt der Stiefel wie kaum ein anderes Land der Erde an.
Italien besitzt 58 Unesco-Welterbestätten und ein Drittel aller Kunstschätze der Welt. Faszinierende Städte wie Florenz, Rom und Venedig beherbergen einige der größten Kostbarkeiten der Kulturgeschichte. Bergamo und Brescia teilen sich dieses Jahr den Titel Kulturhauptstadt 2023. Erleben Sie ungeahnte Einblicke hinter die Kulissen der Kunst und ihrer Geschichte. Lesen Sie weiter und entdecken Sie mit uns die bekannten und unbekannten Ecken des „Stiefel-Landes“.