Korsika − Insel der Schönheit

05.12.2019

Die Mittelmeerinsel Korsika stand schon sehr lange ganz oben auf meiner Reise-Wunschliste. Letztes Jahr im Sommer war es nun endlich so weit und ich flog von Hamburg direkt nach Bastia. Am Flughafen holte ich schnell meinen Mietwagen ab − für die Reise unverzichtbar, um auch entlegenere Buchten und Orte einfach zu erreichen. Mein Trip konzentrierte sich hauptsächlich auf die Balagne im Nordwesten der Insel. Übernachtet habe ich im kleinen, aber sehr netten Hotel Stella Mare in Algajola. Das familiengeführte Haus kann ich sehr empfehlen, ich hatte ein Zimmer mit Meer-Blick und konnte die schöne Bucht und den Ort Algajola überblicken.

Algajola liegt zwischen den Städten L’Ile Rousse und Calvi und eignet sich hervorragend für einen entspannten Strandurlaub. Der Ort ist recht klein, aber sehr malerisch mit einer kleinen Festung und einem sehr schönen, langen Sandstrand mit kristallklarem Wasser. An den Strandbars und Restaurants habe ich bei einem Sundowner den Sonnenuntergang genossen und mit den Füßen im Sand die allgegenwärtigen Moules Frites (Miesmuscheln mit Pommes) verspeist. Mein Favorit ist das Restaurant „La Siesta Beach“, welches ziemlich genau in der Mitte des Strandes liegt.

Die Balagne mit ihren fruchtbaren Höhenzügen wird auch der Garten Korsikas genannt, oder aber die Heilige, wegen ihrer vielen sakralen Bauwerke. Zudem wartet die Balagne neben dem Süden mit Ponte Vechio aus meiner Sicht mit den schönsten Stränden und Buchten auf. Kristallklares Wasser, weite, feine Sandstrände sowie kleine, einsame Buchten und wilde Klippen.

Von Algajola habe ich Tagestrips in die Orte L’Ile Rousse und Calvi unternommen, die auch direkt am Meer liegen und schnell mit dem Auto oder mit der Regionalbahn zu erreichen sind. Die Strecke führt direkt an der Küste entlang, der Ausblick auf das Meer ist wirklich wunderschön. Das Markenzeichen der Stadt Calvi ist seine mächtige Zitadelle, die weit sichtbar über dem Meer thront. Unterhalb der Zitadelle liegt der malerische Yachthafen mit vielen Restaurants, Cafés und Bars. Der Yachthafen verleiht der Stadt eine mondäne Atmosphäre, die mich ein wenig an Cannes oder Nizza erinnert hat. Besonders gut gefielen mir außerdem die vielen kleinen Delikatessen-Läden mit regionalen, korsischen Produkten wie Olivenölen, Weinen, Honig und Marmeladen.

Riesige Auswahl an regionalen Produkten auf dem Markt in Calvi.

In dem quirligen Städtchen L’Ile Rousse macht es Spaß, durch die kleinen Gassen zu schlendern und anschließend unter großen Platanen und Dattelpalmen auf der Place Paoli zu verweilen. Fast jeder Besucher scheint hier ab 15 Uhr große und mächtige Eisbecher zu verzehren. Auch ein Spaziergang entlang der Küste der Marinella und ein Besuch in einer traditionellen Kaffeerösterei ist ein schöner und lohnenswerter Zeitvertreib.

Ein richtiges Highlight meiner Korsika-Reise war der Ausflug ins Fangotal. Eine Flusswanderung durch das Fangotal (bei Galéria) war für mich ein ganz besonderes Erlebnis. Der Weg führte stellenweise an Felsen entlang und dann wieder durch tiefe Wasserbecken. Die Flussbecken sind gefüllt mit klarem, erfrischendem Süßwasser, welches beim Wandern zum Baden einlädt und für eine Erfrischung bei den doch sehr hohen Temperaturen sorgt. Entlang des Flusses Fango gibt es eine Vielzahl an tollen Badeplätzen. Auch ein Tagesausflug zum Baden und Picknicken an einem ungestörten Platz mitten in der Natur ist in jedem Fall sehr lohnenswert.

Besonderes Erlebnis: eine Flusswanderung durch das Fangotal.

Ein Muss ist aus meiner Sicht auch ein Besuch der Stadt Corte, die sich im Landesinneren von Korsika befindet. Corte war von 1755 bis 1769 die Hauptstadt der korsischen Nationalregierung. Seit den Tagen des Nationalhelden Pascal Paolis steht Corte im Mittelpunkt der Geschichte Korsikas. Hier wurde eine vorbildliche demokratische Verfassung verfasst und verabschiedet, die im Europa der Aufklärung begeistert gefeiert wurde. Corte liegt malerisch zu Fuße einer Zitadelle, von der man weit in das Restonica Tal mit dem Melu- und Capitellu-See und das Tavignanu-Tal hineinschauen kann. Die Gassen der Altstadt laden anschließend zum gemütlichen Schlendern und die vielen Straßencafés zum Verweilen ein.

Ein Bummel durch die kleinen Gassen von Corte ist ein Vergnügen.

Mit dem Auto ging es weiter in Richtung nördliche Spitze Korsikas: Eine Tour einmal um das Cap Corse bietet nicht nur tolle Ausblicke von den Klippen und Bergen auf das Meer, auch malerische Städte sind einen Besuch wert. Die unverkennbare Form dieser Landzunge zeigt bedeutungsvoll auf das Festland nach Norden und ist etwa 40 Kilometer lang. Eine Serpentinen-Straße führt um die Halbinsel herum und bietet nach jeder Kurve atemberaubende Aussichten. Zum Mittagessen legte ich vorher noch einen Stopp im kleinen Fischerdorf Saint-Florent am gleichnamigen Golf ein. Es ist ein eleganter und hübscher Touristenort, dessen Außenmauern direkt ins Meer ragen. Auch hier sorgt die Altstadt mit den kleinen Gassen und Restaurants mitsamt Zitadelle für einen sehr angenehmen Aufenthalt.

Näher am Meer geht nicht: Die Häuser in Saint Florent ragen fast ins Wasser hinein.

Korsika gehört ja bekanntlich zu Frankreich, aber davon will der stolze Korse scheinbar am liebsten nichts hören. Am 14. Juli, dem französischen Nationalfeiertag, gibt es hier nichts zu feiern. Die Unabhängigkeitsbestrebungen sind besonders im Landesinneren überall per Spraydose und großen Lettern zu lesen. Besonders beeindruckt hat mich der fast strikte Fokus auf regionale Produkte. Überall wird am Straßenrand Obst, Gemüse, Wein, Käse und Olivenöl verkauft, Wein vom französischen Festland hingehen ist eher selten anzutreffen. Nicht zu vergessen sind die Austern, die an der Ostküste gezüchtet werden: Regionaler und frischer geht es wirklich nicht. Das korsische Bier ist etwas gewöhnungsbedürftig: Es wird aus Kastanienmehl hergestellt − bei mir blieben diesbezüglich die Jubelstürme aus.

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