Toskana-Urlaub mit Kind und Kegel

21.01.2017

Urlaub ist für jeden anders. Vor allem dann, wenn man nicht mehr als Single sondern mit Kind und Kegel reist. Diese Erfahrung machte ich, als ich das erste Mal mit meinem Mann und meiner einjährigen Tochter im Ausland Urlaub machte – in der Toskana.

Donoratico

Während die italienische Region vor allem für ihre mittelalterlichen Städte und ihren Wein bekannt ist, beschlossen mein Mann und ich, Urlaub am Strand zu machen. Für uns die beste Entscheidung, die wir treffen konnten. Unsere Tochter hatte gerade erst laufen gelernt und wollte diese neue Errungenschaft möglichst oft auskosten. Und was könnte zum Üben schöner sein, als ein kilometerlanger Sandstrand, wie wir ihn bei Donoratico gefunden haben?

In unserem Familienresort haben wir täglich Halbpension genossen, was für mich als Mutter einfach herrlich war. Ich musste nicht kochen, nicht abwaschen und vor allem: Ich musste nicht den Boden schrubben, nachdem meine Tochter ihr Essen überall verteilt hat. Zusätzlich haben wir darauf geachtet, dass wir in unserem Apartment eine kleine Kochnische hatten, in der wir kleine Kindermalzeiten zubereiten konnten. Der Clou: Unsere Zimmer waren so gelegen, dass der Empfang unseres Babyphones bis ins Restaurant und zum Pool reichte. Zweisamkeit war so wenigstens gelegentlich in den Mittags- und Abendstunden gewährt und ein absolutes Highlight für uns als frisch gebackene Eltern.

Selbstverständlich wollten wir uns aber auch die Toskana anschauen, so dass wir auf einen Tag am Strand mit Sandburgen bauen meist einen Ausflugstag folgen ließen. Zum Glück war unsere Tochter vom Spielen am Strand stets so ausgepowert, dass sie uns am Folgetag im Auto immer eingeschlafen ist – sowohl auf dem Hin- als auch auf dem Rückweg. Dies ließ uns ein Zeitfenster von bis zu zwei Stunden um ein Ausflugsziel zu erreichen und entsprechend wieder zu verlassen.

Volterra

Als erstes Ziel hatten wir uns Volterra ausgesucht – eine laut unserem Reiseführer eher düstere Stadt. Ohne Erwartungen reisten wir an und waren schier begeistert. Als düster habe ich diese Stadt, die auf einem Hügel über einer grünen Landschaft thront, nun wirklich nicht erlebt. Allein schon der Blick von der Stadtmauer runter ins Tal ist atemberaubend und zeigt einem die Schönheit der Toskana in seiner vollen Pracht.

 

Ein von Michele (@crazyfly78) gepostetes Foto am

Die Stadt selber war sehr kindgerecht, was unseren ersten Ausflug zu einem vollen Erfolg werden ließ. Es gab wenig Verkehr, das beste Eis, das ich je gegessen habe, und einen tollen Park mit großem Spielplatz. Ausgetobt und noch immer von ihrem ersten Eis begeistert, ließ uns unsere Tochter alle Sehenswürdigkeiten der Stadt anschauen. So auch das Eingangsportal der etruskischen Stadtmauer - die Porta all’Arco Piazza dei Priori, den Komunalpalast Palazzo dei Priori und die Ruinen des Römischen Theaters aus der Zeit Kaiser Augustus.

Enttäuscht wurde ich lediglich, als ich im Nachhinein feststellte, dass der zweite Twilight Film rund um die Vampirfamilie der Volturis eben nicht wie der Film suggeriert in Volterra gedreht wurde, sondern im 120 Kilometer entfernten Montepulciano.

Siena

Als nächstes Ziel hatten wir Siena auf dem Programm. Für mich die größte Enttäuschung des gesamten Urlaubs. Während Volterra in unserem Reiseführer eher klein geredet wurde, lobten sie Siena in den Himmel. Und auch mein Mann redete begeistert von der Stadt, die er bereits als Student mit einem Freund bereiste. Meine Erwartungen waren entsprechend hoch, als ich in der mittelalterlichen Stadt im gotischen Stil ankam. Vor Ort wurde ich dann bitter enttäuscht.

Siena habe ich tatsächlich als düster empfunden. Die Gassen waren dreckig, haben gestunken und waren so eng, dass kein Sonnenlicht vordringen konnte. Ferner zwängten sich durch eben jene Gassen die Autos, und sausten mit einer Affengeschwindigkeit an uns vorbei, dass an ein gemütliches Schlendern mit Kind nicht zu denken war. Hinzu kommt, dass ich in Siena die mit Abstand schlechteste Pizza meines Lebens gegessen habe, was ich in Italien nun wirklich nicht erwartet hätte.

Selbstverständlich gab es aber auch schöne Momente: Der Marktplatz Piazza del Campo ist mit seiner Konkavität wirklich einmalig. Er erinnert an eine offene Muschel, an deren Enden sich zahlreiche mittelalterliche Gebäude schmiegen – so auch der Palast Palazzo Pubblico, der majestätisch in den Himmel ragt.

Auch der Dom von Siena wird seinem Ruf als bedeutendstes Beispiel gotischer Architektur in Italien gerecht. Mit seinem schwarzen und weißen Marmorfußboden erzählt die Kirche unzählige biblische Geschichten, was jedoch für Eltern mit Kindern auch die Krux ist: Denn eben jener Fußboden gilt als Kunstwerk, welcher geschont werden muss und nicht betreten werden darf. Nur leider hat meine Tochter nicht verstanden, wofür die roten Absperrbänder gut sein sollen… Siena mag für viele eine atemberaubende Stadt sein, für mich als Mutter war sie es leider nicht.

 

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San Gimignano

Nach diesem Debakel entschieden wir uns als nächsten Städtetrip wieder für ein kleineres Städchen - für San Gimignano. Die 7.000 Einwohner-Stadt wird wegen ihrer ehemals 77 Türmen als das Manhatten des Mittelalters betitelt. Heute stehen noch 13 dieser Türme, die einst als Machtsymbol reicher Familien galten und nun der Stadt ihr besonderes Ambiente verleihen. Und hier habe ich mein Herz verloren.

Bereits die Anfahrt nach San Gimignano war ein absolutes Erlebnis. Die Strecke führte uns entlang zahlreicher Weingüter, die sich in die hügeligen Hänge schmiegten und den typischen Charme der Toskana versprüten. Auch San Gimignano selbst, war grün, lebendig und durch und durch italienisch.

Klassische Sehenswürdigkeiten kann ich eigentlich gar nicht benennen, weil wir einfach die Stadt genossen. Wir schlenderten durch pittoreske Gassen, staunten über die mittelalterlichen Türme, genossen die atemberaubende Aussicht ins Tal und schlenderten durch Gärten mit Olivenbäumen. In keiner anderen Stadt der Toskana habe ich mich so wohl gefühlt wie hier. Vermutlich weil ich eben nicht versucht habe, jede Sehenswüdigkeit in seiner Bedeutung zu begreifen und stattdessen die Stadt einfach genossen habe.

Sehenswürdigkeiten gibt es selbstverständlich dennoch. So zum Beispiel die Burgruine Rocca, von der aus ich ins Tal geblickt habe und durch dessen Garten wir geschlendert sind. Auch das Stadttor Porta San Giovanni sowie der mittelalterliche Brunnen der Piazza della Cisterna wurden in unserem Fotoalbum verewigt.

Pisa

Nach San Gimignano stand ein Besuch von Pisa auf dem Programm. Auch diese Stadt hatte mein Mann bereits bereist - seine Erinnerungen waren jedoch eher negativ behaftet. Lediglich der schiefe Turm sowie rund 100 Meter um den Turm herum seien sehenswert, lautete sein Fazit. Vielleicht hat er damit Recht, ich weiß es nicht, denn vielmehr haben wir als Familie gar nicht geschafft zu besichtigen. Mein Fazit: Ich finde Pisa einfach toll.

Der Schiefe Turm von Pisa war für mich viel beeindruckender und schöner, als ich es von den Bildern aus dem Reiseführer vermutet hätte. Mit Kinderwagen hatten wir zwar keine Lust den 55 Meter hohen Turm zu besteigen, aber auch von außen betrachtet war das Gebäude unglaublich schön.

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Ursprünglich war der aus weißem Carrara-Marmor erbaute Turm als freistehender Glockenturm für den Dom geplant. Als die Bauherren nach zwölf Jahren in der dritten Etage ankamen, bemerkten sie jedoch, dass sich der Turm langsam zu einer Seite neigte. Anfangs versuchten sie noch, dem Absinken des Fundaments entgegenzuwirken, in dem sie den Turm einfach in die entgegengesetzte Richtung hoch bauten – nach kurzer Zeit mussten sie aber feststellen, dass das Fundament immer weiter in den Sand- und Lehmboden absackte. Als der Turm nach mehreren Baustops 1372 fertiggestellt wurde, war der Turm so schief und so ungewöhnlich, dass er zum Wahrzeichen von Pisa avancierte.

Auch der zum Turm dazugehörige Dom ist einen Besuch wert und beeindruckt mit seinen Säulengängen. Selbiges gilt auch für die dazugehörigen Gebäude Baptisterium und Camposanto Monumentale. Sie alle befinden sich samt dem Schiefen Turm, dem Campanile, wie er offiziell heißt, auf dem weitläufigen Rasenplatz Piazza del Duomo – dem idealen Ort in Pisa um einen kleinen Snack oder ein Buch vor atemberaubender Kulisse zu genießen.

Florenz

Selbstverständlich durfte auf unserer zweiwöchigen Toskana-Reise auch ein Besuch von Florenz nicht fehlen – auch wenn uns die Touristenmassen dort etwas abschreckten. Um vor Ort dem Trubel anfangs zu entgehen, buchten wir zu allererst ein Kutschfahrt durch Florenz. Diese war zwar nicht gerade günstig, lohnte sich für uns als Familie aber in vollem Maße.

Ganz bequem schauten wir uns von der Kutsche aus Sehenswürdigkeiten wie die Piazza della Signoria an, die im Zentrum der historischen Altstadt liegt und auf der Kunstwerke wie der Neptunbrunnen, das Reiterstandbild Cosimos I. und eine Kopie von Michelangelos David zu finden sind. Aber auch die Ponte Vecchio, Florenz älteste Brücke, der Dom von Florenz und die Piazza della Repubblica lagen auf unserer Strecke. Im Nachhinein hatten wir bereits eine gute Orientierung und konnten die einzelnen Sehenswürdigkeiten zu Fuß noch genauer erkunden.

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