Wild Life – Auf Safari in Tansania

06.03.2017

„Jeeeesus, there is an antilope underneath the tree.” Im Schatten eines Akazienbaums, die für die Serengeti so typisch sind, sucht eine Thompson-Gazelle Schutz vor der gleißenden Mittagssonne.

Unser Safari-Guide John hat den Jeep gerade erst auf der staubigen Piste zum Halten gebracht. Nur rund zwanzig Meter entfernt von uns schläft ein Leopard genau auf jenem Baum, unter dem die Gazelle steht. Oder besser, er „schlief“. Jetzt windet sich die Raubkatze lautlos hinter den Stamm und geht in Deckung. Alle halten den Atem an. Sekunden später springt sie von oben auf den Rücken der Gazelle, reisst sie zu Boden und verbeisst sich in ihrer Kehle.

Was für eine Szene! Der Leopard verharrt mit seiner Beute minutenlang regungslos am Boden. Schließlich bringt er sie mit einem großen Satz in die Astgabel, um sie in luftiger Höhe zu verspeisen. Nicht nur wir, auch John ist ganz aus dem Häuschen. Leoparden sind selten und jagen normalerweise im Schutz der Dunkelheit.

Nach seinem Mahl hält der Leopard erst mal ein Nickerchen, seine Beute ist gut bewacht (Serengeti Nationalpark)

Tansania – Abenteuer de luxe

Es sind Erlebnisse wie diese, für die wir nach Tansania gereist sind. Mit Naturwundern wie dem Kilimandscharo, dem Ngorongoro-Krater und der Serengeti ist Tansania wohl das beeindruckendste Safari-Land ganz Afrikas. Das merkt man auch beim Preis. Tourismus ist die wichtigste Einnahmequelle des bitterarmen ostafrikanischen Staats, was die Preise für Nationalparkgebühren und Permits in die Höhe treibt. Auch die Übernachtungen in den meist malerisch im Nirgendwo gelegenen Lodges sind teuer – schließlich muss fast alles für den gewohnten westlichen Komfort der Gäste von weit her importiert werden.

Dennoch stehen wir nach langen Wochen der Planung an einem Oktobermorgen in der Auffahrt einer kleinen Lodge in Arusha und warten auf den Start in unser Abenteuer. Von einem Safari-Unternehmen vor Ort haben wir uns eine achttägige Privatsafari zusammenstellen lassen, mit unserem ganz eigenen Jeep und Guide. Was sich luxuriös anhört, ist in Tansania eigentlich normal: In den meisten Nationalparks sind nur "kleine" Safari-Jeeps mit bis zu acht Sitzen zugelassen. Insofern ist Tansania ohnehin kein Land für große Reisegruppen. Große Busse kämen auf den schmalen Sand- und Schotterpisten auch nicht voran.

Unvergleichlich sind die Sonnenuntergänge in Afrika (Tarangire Nationalpark)

Und so kümmert sich unser Guide John nur um uns vier und zeigt uns in einer Woche einige der schönsten und beliebtesten Nationalparks im Norden Tansanias. Wir besuchen den grünen Arusha Nationalpark am Fuße des wasserreichen Mount Meru, in dem man – anders als in den anderen Parks – auch zu Fuß auf Safari gehen kann. Mit einem bewaffneten Ranger versteht sich.

Wir erleben den Tarangire Nationalpark, der für seine bizarren Baobab-Bäume, den malerischen Fluss und seine vielen Elefanten bekannt ist. Wir gehen am Salzsee Lake Manyara auf die Suche nach seltenen Baumlöwen, nach Flamingos und Nilpferden.

Wir bestaunen den atemberaubenden Ngorongoro-Krater, dessen Weite sich nicht mit Worten beschreiben lässt, und der zum Unesco-Weltnaturerbe gehört.

Die Serengeti – Schauplatz eines Spektakels

Und schließlich fahren wir in die legendäre Serengeti, der Höhepunkt jeder Safari-Reise. Die weite Steppe hat die höchste Raubkatzen-Dichte Afrikas und ist Schauplatz eines der größten Naturschauspiele auf dem Planeten: der großen Migration von Millionen von Gnus, Zebras und Antilopen, die dem Regen entgegen zu ihren Weidegründen wandern.

Der Nrogongoro-Krater ist Anlaufpunkt vieler Zebras und Gnus während der Großen Migration

John ist Massai. Die Massai sind nur einer von rund 130 Volksstämmen in Tansania, aber dank ihrer traditionellen nomadischen Lebensweise und der auffälligen Erscheinung eine der bekanntesten Ethnien Afrikas. John verbrachte seine Kindheit und Jugend im Busch und ging als Jugendlicher noch auf die traditionelle Löwenjagd. Diese Tradition ist mittlerweile verboten und wird heute von den Massai selbst aus Tierschutzgründen abgelehnt. Früher wurde mit der Erlegung eines Löwen der Übergang eines Jungen in den Kriegerstand besiegelt.

Hakuna Matata

Ohne John und seine Adleraugen würden wir an den meisten Tieren wohl einfach vorbeifahren. Seine wachen Augen suchen die Umgebung permanent nach Sehenswertem für uns ab, während er den Jeep stundenlang sicher über bucklige Offroad-Pisten lenkt. Einmal beobachten wir drei Geparden-Brüder, die von ihrem kleinen Aussichtshügel aufbrechen. Sie haben am Horizont eine Gruppe von Antilopen erspäht und setzen zur Jagd an. Kurze Zeit später kommentiert John in einem wilden Mix aus Englisch, Kisuaheli und seinem Lieblings-Ausruf "Jeeesus" die hunderte Meter weit entfernten Szenen. Wir können nur staunen. Mit unserem teuren Zeiss-Fernglas machen wir kaum einen Punkt am Horizont aus.

John vermittelt uns einen ganz anderen Blick auf die Natur. Größe, Gewicht, Färbung – das Offensichtliche ist ihm kaum eine Bemerkung wert. Stattdessen lenkt er unsere Aufmerksamkeit auf den Gemütszustand der Tiere, auf das ewige Spiel zwischen Jägern und Gejagten. Auf die leicht geblähten Nüstern der Leitkuh und ihren schneller schlagenden Schweif. „Big cat“ meint John, bestimmt noch einen Kilometer entfernt. Wir fahren fünf Minuten in die Richtung, und tatsächlich: Zwei Löwinnen machen sich vermeintlich ziellos in Richtung der Antilopen-Gruppe auf.

Als wir unseren ersten Löwen sehen, schlafend unter einem großen Baobab-Baum im Tarangire Nationalpark, tut John spaßeshalber so, als würde er aus dem Auto aussteigen. Er beruhigt uns. "No worries, hakuna matata". Der Löwe ist keine Gefahr. Kein Löwe kann angreifen, ohne sich vorher angepirscht zu haben, lernen wir. Alles eine Frage des „state of mind“.

Wahrhaft imposante Tiere sind die Elefanten im Serengeti Nationalpark

Und so reiht sich in der Safari-Woche ein Highlight an das andere. Eine Elefanten-Kuh, die ihr neugeborenes Kalb vorsichtig an unserem Jeep vorbeiführt. Eine Gruppe Löwinnen, hinter denen nach und nach immer mehr Junge aus dem hohen Savannengras springen. Insgesamt zählen wir 15, von ganz kleinen bis zu Halbstarken. Sie brechen auf, um das Familienlager unter einen anderen Baum zu verlegen. Dahinter trottet der Löwen-Papa gemächlich zwischen den Jeeps hindurch, die sich mittlerweile zahlreich am Schauplatz eingefunden haben. Ich müsste nur den Arm ausstrecken und könnte ihm in die stattliche Mähne greifen. Gänsehaut!

Ich hätte nur die Hand ausstrecken müssten, um dem stattlichen Löwen-Männchen durch die prachtvolle Mähne zu streichen (Serengeti Nationalpark)

So wie man sich bettet...

Abends fallen wir erschöpft und voller Eindrücke in die weichen Betten unserer Lodges. Viele Nächte verbringen wir in sogenannten Tented Camps. Das sind fest installierte Hauszelte, teilweise mitten im Busch, die mit richtigen Möbeln ausgestattet sind. „Glamping“ nennt man das wohl heutzutage. Für uns sind es die spannendsten, die wild-romantischsten Nächte. Durch die Netzwände dringen die Geräusche der Wildnis. Ich schrecke hoch, als ein Zebra neben dem Zelt lautstark das raue Gras mampft. Ein weiteres Mal, als die Nachtwache der Lodge durch laute Schreie Elefanten vertreibt. In der Morgendämmerung staksen kleine Dikdiks und Impalas an meinem Bett vorbei und erschrecken sich, als mein Wecker klingelt. Die Nächte sind kurz auf Safari. Schließlich ist der Morgen die beste Zeit für Tierbeobachtungen. In der goldenen Morgensonne sitzen wir schon wieder im Jeep, auf der Suche nach dem nächsten perfekten Moment.

Mit allem erdenklichen Comfort ausgestattet sind die Tented Camp.
„Safari is not a way of travel, it’s a way of life”. Johns Worte hallen nach, während wir am Flughafen von Arusha in die kleine Cessna klettern, die uns zur nächsten Station unserer Tansania-Reise bringt, nach Sansibar. Kann man dieses Gefühl, den Spirit Afrikas, nicht auch mit nach Hause nehmen? Mit offenen Augen durch die Stadt gehen, beobachten ohne zu werten, die Dinge hinnehmen, den Moment genießen. Ich nehme es mir fest vor. „Safari“ heißt auf Kisuaheli „Reise“. Nicht mehr, und nicht weniger.
Einfach mal den Blick in die Ferne schweifen lassen: Die Weiten des Tarangire Nationalparks sind schier unendlich.

Zum Nachmachen

Es gibt in Arusha und Moshi zahlreiche Safari-Unternehmen, die mehrtägige Touren auf dem “Northern Circuit” (den klassischen Nationalparks im Norden Tansanias) organisieren. Empfehlen kann ich zum Beispiel Afromaxx oder Paradies Safaris, die beide deutschsprachig geführt sind. Man sollte frühzeitig planen, vor allem wenn man zur Zeit der Großen Migration reisen will. Angebote vergleichen lohnt sich, wobei das billigste nicht unbedingt auch das Beste ist.

Vier bis fünf Tage Zeit reichen aus, um sich die Highlights Ngorongoro-Krater und Serengeti anzuschauen. Wer sechs bis sieben Tage für die Safari einplant, sollte noch die Nationalparks Tarangire und Lake Manyara besuchen. Bei einem zusätzlichen Tag lohnt sich ein Abstecher in den weniger besuchten Arusha Nationalpark.

In einem Safari-Paket sind in der Regel der Jeep, Driver-Guide, alle Nationalpark-Gebühren, Unterkunft und Verpflegung bestehend aus Frühstück, Lunchpaket, Wasser und Abendessen enthalten. Die Preise für eine Lodge-Safari beginnen bei etwa 400 € pro Person und Safari-Tag, zuzüglich Trinkgeld für den Guide. Nach oben hin ist die Preisskala offen. Fly-In-Safaris zu exklusiven Luxus-Lodges mit allem erdenklichen Komfort können mehrere tausend Euro pro Tag kosten.

Wesentlich günstiger sind Camping-Safaris. Hier fährt zusätzlich ein Koch mit, der tagsüber die Zelte (mit Feldbetten und Bettzeug) aufstellt und die Mahlzeiten zubereitet. Bei einer Camping-Safari erlebt man die Natur und die Geräusche noch direkter, denn die Camping-Plätze sind nicht umzäunt. Man muss sich allerdings auf einfachste sanitäre Anlagen einstellen.

Gute Flugverbindungen zum Kilimanjaro International Airport nahe Arusha gibt es zum Beispiel mit KLM oder Ethiopian Airlines ab ca. 550 €.

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