Zu Gast auf den Färöer Inseln

14.01.2018

Grüne Berge, bunte Holzhäuser und glückliche Menschen – das sind die Färöer Inseln (kurz: Färöer). Laut Studien gibt es auf den 18 Inseln zwischen Island, Norwegen und Schottland den höchsten Glücks-Faktor Europas. Unser Färöer-Experte Anfinnur Joensen hat dafür eine ganz eigene Theorie. Sein Glücksrezept und Insider-Tipps aus seiner Heimat lesen Sie in diesem Blog.

Dinge, die ich nicht über die Färöer Inseln wusste:

  • Die Einheimischen werden FäröerIn (oder seltener FäringerIn) genannt, die Landessprache ist Färöisch (oder seltener Färingisch)
  • „Schafsinsel“ heißen die Färöer Inseln übersetzt und tatsächlich leben hier mehr Schafe als Menschen
  • Die Färöer sind seit 1948 autonom und haben mit dem Løgting eines der ältesten Parlamente der Welt
  • Mit dem 754 m hohen Kap Enniberg besitzen die Färöer das höchste Kliff der Welt, das senkrecht aus dem Meer ragt
  • Die Inselgruppe weist die höchste Geburtenrate der Nordländer auf, nämlich 2,4 Kinder pro Frau

Typisch färöisch

Denken Sie bei den Färöer Inseln auch sofort an die bunten Häuser mit grasbewachsenen Dächern? Die Altstadt der Hauptstadt Tórshavn, die größtenteils auf der kleinen Halbinsel Tinganes liegt, ist bekannt für die Grassodendächer. Die Grassoden bzw. Torfsoden werden ausgestochen und geschichtet. Die erste Schichte wird mit dem Gras nach unten gelegt und die zweite mit dem Gras nach oben. Die Bauart isoliert die Häuser gegen die Kälte und den Lärm, der durch Sturm und Platzregen entsteht. Heutzutage werden oft Aluminiumdächer verwendet, die sind leichter und kostengünstiger. Allerdings fliegen sie bei hoher Windstärke auch schnell mal davon...

 

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Inselleben

Die Inselgruppe gehört zu Dänemark, ist aber nicht in der EU. Bis auf die kleinste Insel Lítla Dímun sind alle permanent besiedelt. Auf der Insel Stóra Dímun leben nur zwei Familien, insgesamt neun Personen. Hierher kommt man nur mit der Fähre oder dem Helikopter. Hubschrauber fliegen nach Fahrplan wie woanders Busse und kosten Dank Subventionen durch die Dänische Regierung auch kaum mehr.

 

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Wetter

Das Wetter ist unberechenbar, nur auf den Wind ist Verlass. Kommt die Sonne raus, kann man sich an den leuchtenden Grüntönen nicht satt sehen. Der wärmste Monat ist der August mit 13° C. Schnee kann von November bis Mai fallen.

Lieblingsplatz

Unser Färöer-Experte Anfinnur zählt die abgelegene und besonders grüne Insel Kalsoy zu seinen Lieblingsplätzen. Ihr Name bedeutet übersetzt „Männerinsel“, die „Fraueninsel“ liegt direkt gegenüber. Die Ortschaften auf Kalsoy sind seit 1986 durch ein Tunnelsystem miteinander verbunden und sind so unabhängig vom Fährverker zu erreichen. Die Fahrt mit dem Auto lohnt sich: nach jeder Kurve und jedem Tunnel eröffnet sich ein weiterer atemberaubendener Blick auf die grünen Berge und den Atlantik.

 

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Wirtschaft

Bis ins 19. Jahrhundert war Schafzucht der wichtigste Erwerbszweig und färöische Wolle das bedeutendste Exportgut. Die Schafe produzieren hier besonders viel Lanolin, das ihre Wolle wasserabweisend macht. Heute dominiert auf den Färöern die Fischerei und die mit ihr verbundene Wirtschaft. Seit Mitte der 1990er Jahre wird in den Gewässern um die Inseln nach Erdöl gesucht; alle bisherigen Probebohrungen waren jedoch erfolglos.

Fischfang

Die Fäoröer sind die fünftgrößte Fischereination im Nordatlantik und vor allem bekannt für den Lachs- und Dorschfang. Die Inselgruppe betreibt heute noch, wenn auch im reduzierten Ausmaß, den traditionellen Grindwalfang. Walfleisch gehört daher zu den alltäglichen Nahrungsmitteln.

Politik & Kultur

In Tórshavn befindet sich das färöische Parlament, Føroya Løgting, das als eines der ältesten der Welt gilt. Kultureller Treffpunkt ist das Haus des Nordens (Norðurlandahúsið), in dem Konzerte und andere Veranstaltungen stattfinden und das allein schon wegen seiner einzgartigen Architktur sehenswert ist. Ebenfalls einen Besuch wert sind das Landestheater und das Kunstmuseum in Tórshavn.

Restaurants & Bars

Die Hälfte der 50.000 Einwohner lebt in der Hauptstadt Tórshavn, hierher zieht es alle, die mal wieder unter Leute kommen möchten. Die Altstadt lockt mit zahlreichen Bars und Restaurans, darunter ist sogar eines mit Michelin-Stern. Der Chefkoch des Koks stammt von der Insel und verbindet traditionelle Methoden wie z.B. Trocknen, Fermentieren, Räuchern und Pökeln mit der modernen Küche. Unser Tipp: Fragen Sie nach einem Tisch mit Blick über die Fjorde.

 

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Kulinarik

Ræstan fisk ist eine typische Hausmannskost. Der Stockfisch wird luftgetrocknet, um ihn haltbar zu machen, und traditionell mit Salkartoffeln serviert.

 

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Skerpikjøt ist ein färöischer Schinken aus Schafsfleisch, der fünf bis neun Monate luftgetrocknet wird und daher – ähnlich wie Dry Aged Beef – durchsetzt von Schimmel, einen ganz besonderen Geschmack hat.

Mittsommernacht

Im Winter gibt es nur sechs Sonnenstunden, im Sommer geht dafür die Sonne schon um halb vier in der Früh auf und erst um halb elf am Abend unter. Am Tag mit den meisten Sonnenstunden des Jahres, das ist meist der 21. Juni, steigen viele Menschen zur Mittsommernachtswanderung auf den Gipfel des höchsten Berges. Dort singen und tanzen sie, während die Sonne nur für kurze Zeit verschwindet.

Kettentanz

Natürlich wird auch der färöische Kettentanz føroyskur dansur getanzt, den beherrschen alle Färöer. Der mittelalterliche Brauchtum ist mit dem Reigen (Reihentanz) verwandt und im übrigen Europa fast ausgestorben. Die färöische Tracht wird bei Volkfesten oder dem Nationalfeiertag Ólavsøka gern getragen.

 

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Tierwelt

Die Kegelrobbe und der sich in die Fjorde verirrende Grindwal sind die einzigen einheimischen Säugetiere. Haustiere wie Schafe, Rinder, Pferde, Hunde und Katzen wurdem vom Menschen importiert. Mit dem Färöerpony hat die Inselgrupe ihre eigene Pferderasse. Besonders häufig sieht man den sympathischen Papageitaucher, auch Puffin genannt.

 

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Und das Glück?

Bis auf wenige Ausnahmen, gibt es kaum soziale Unterschiede und fast keine Arbeitslosigkeit unter den Färöern. Daher kommen Armut und Obdachlosigkeit nur selten vor. Der Zusammenhalt in den Familien und Gemeinden ist groß, man kennt sich und hilft sich. Unser Experte Anfinnur meint, „die Färöer sind hart im Nehmen“, und mit einem Augenzwinkern fügt er hinzu, „sie stellen sich nicht so an wie z.B. die Dänen“. Seiner Meinung nach liegt das am Wetter. Färöer nehmen die Dinge wie sie sind und beweisen Geduld, wenn sich mal wieder eine Schlechtwetterfront ankündigt. Andererseits steht nicht gleich das Leben still wegen eines kleinen Schneesturms, „sonst würde ja nie etwas fertig werden. Die Färöer sind genügsam und zufrieden, mit dem was sie haben.“

Túsund takk Anfin! :-)

 

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